Expertin des Monats
Nov. 2023
DIin Dr.in techn. Silvia Huber

Das Interesse dafür sollte in jedem Fall schon vor Schuleintritt geweckt werden. Als mein Sohn im Kindergarten war, führten wir dort einmal im Jahr gemeinsam mit den Kindergärtnerinnen Experiment-Tage durch. Diese wurden jedes Mal begeistert von den Kindern angenommen. Das Interesse ist also definitiv da, es sollte hierfür entsprechende Angebote – und natürlich didaktische Ausbildungen geben.Das Thema gender-spezifisches Spielzeug ist ebenso umfangreich wie polarisierend und sollte meiner Meinung nach ebenfalls kritisch diskutiert werden. Und zu Guter Letzt: Mehr leichter zugängliches und umfassenderes Mentoring wäre außerdem sicherlich förderlich. Nur durch ganzheitliche Maßnahmen können langfristige Fortschritte bei der Geschlechterdiversität in der Technik erzielt werden.

Interview mit Silvia Huber

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?  

Silvia Huber
Industrial Engineering Manager
Frauscher Sensortechnik GmbH
T: +43 7711 2920-9496 | M: +43 676 84060 9496 
www.frauscher.com | silvia.huber@frauscher.com

Was macht die Frauscher Sensortechnik GmbH genau? 

Frauscher Sensortechnik GmbH setzt mit innovativen Produkten neue Maßstäbe in globalen Eisenbahnmärkten. Mit Erfolg forciert das Unternehmen seit Jahren eine intensive, globale Wachstumsstrategie und ist heute mit 20 Standorten rund um den Globus vertreten. Somit kann eine starke Lieferkette und eine optimale Kund:innenbetreuung garantiert werden. Induktive Radsensoren und wegweisende Achszähllösungen des Technologieführers bilden essenzielle Bestandteile für viele Eisenbahnanwendungen. Dazu zählen unter anderem die Gleisfreimeldung oder das Bereitstellen von Informationen für Bahnübergänge und verschiedene Überwachungssysteme. Zudem ist das Unternehmen bestrebt, Systemintegratoren und Bahnbetreiber:innen über den gesamten Lebenszyklus der Produkte und darüber hinaus bestmöglich zu unterstützen und ihnen den Zugriff auf die benötigten Informationen, die für den Betrieb und die Überwachung ihrer Infrastruktur erforderlich sind, zu ermöglichen.

Sie sind Industrial Engineering Manager. Was machen Sie da genau? 

Aktuelle Arbeitsschwerpunkte sind die Optimierung sowie die (Weiter-)Entwicklung unserer Produktionsprozesse. Außerdem sind wir gerade dabei, unsere Produktion zu digitalisieren, um sie so fit für die Zukunft zu machen. Weitere Tätigkeitsfelder sind die Auswertung von Daten zur Ermittlung von Prozesskennzahlen sowie Projekt- und Ressourcenmanagement im Bereich Industrial Engineering.

Wie hoch ist der Frauenanteil bei der Frauscher Sensortechnik GmbH? 

Die Frauenquote in unserem Hauptsitz in Österreich beträgt zum Stichtag 30.09.23 35%.

Bei den Führungskräften haben wir hier eine Frauenquote von 39%.

Was unternimmt die Frauscher Sensortechnik GmbH zur Förderung von Chancengleichheit in der Organisation?

Grundsätzlich ist bei Frauscher die Chancengleichheit ein wichtiges Thema und ist daher in der firmeninternen Compensation Policy sowie im Code of Ethics als Main-Pillar verankert.

Am 20.6.2023 wurde Frauscher mit dem OÖ Frauenförderpreis ausgezeichnet: https://www.kompass-ooe.at/frauenfoerderpreis

Weitere wichtige Themen sind flexible Arbeitszeitmodelle sowie die kostenfreie firmeninterne Kinderbetreuung, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bestmöglich zu unterstützen.

Sie haben Technische Chemie an der Johannes Kepler Universität Linz studiert. Wie kam es dazu?

Nach meinem Abschluss der Fachschule für wirtschaftliche Berufe in Ried im Innkreis war ich einige Jahre als Bankangestellte tätig. Kurz vor meiner Karenzzeit absolvierte ich die Studienberechtigungsprüfung und begann nach der Geburt meines Sohnes das Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Johannes Kepler Universität in Linz.

Aus reiner Neugier immatrikulierte ich auch im Studium der Technischen Chemie – obwohl ich damals der Überzeugung war, dass ich ein technisches Studium sowieso nicht schaffen würde. Weil mir aufgrund von „schlechten“ Noten in Mathematik („Befriedigend“ statt „Sehr Gut“) gesagt wurde: „Du bist schlecht im Kopfrechnen, du kannst das nicht. Mathematik ist nichts für dich. Du wirst niemals einen technischen Beruf erlernen.“

Die Neugierde in späteren Jahren war jedoch stärker und mit dem Vertrauen in mich selbst wuchsen auch meine Fähigkeiten – ich habe die meisten Prüfungen im ersten Anlauf geschafft und konnte durch einen glücklichen Zufall bereits am Beginn des Chemie-Studiums eine Tätigkeit als Werkstudentin in der Voestalpine Stahl GmbH beginnen. Im Zuge dessen wurde mir sehr schnell klar, dass ich eine berufliche Laufbahn im technischen Bereich anstreben möchte. Schließlich habe ich Wirtschaftswissenschaften zwar parallel weiter studiert aber nach dem ersten Abschnitt dann beendet (damals noch im Magister-Studium) - und Technische Chemie fertig studiert.

Ich möchte mit meiner Geschichte dazu ermutigen, an sich selbst zu glauben und seine Träume und Interessen weiter zu verfolgen. Ich bin überzeugt, dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich will.

Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?

Das Interesse dafür sollte in jedem Fall schon vor Schuleintritt geweckt werden. Als mein Sohn im Kindergarten war, führten wir dort einmal im Jahr gemeinsam mit den Kindergärtnerinnen Experiment-Tage durch. Diese wurden jedes Mal begeistert von den Kindern angenommen. Das Interesse ist also definitiv da, es sollte hierfür entsprechende Angebote – und natürlich didaktische Ausbildungen geben. Das Thema gender-spezifisches Spielzeug ist ebenso umfangreich wie polarisierend und sollte meiner Meinung nach ebenfalls kritisch diskutiert werden.

Und zu Guter Letzt: Mehr leichter zugängliches und umfassenderes Mentoring wäre außerdem sicherlich förderlich. Nur durch ganzheitliche Maßnahmen können langfristige Fortschritte bei der Geschlechterdiversität in der Technik erzielt werden.

Wordrap mit Silvia Huber

Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe: Mit Lego wegen den schier grenzenlosen Möglichkeiten kreativ zu sein und mit Naturmaterialien – diese genau zu untersuchen, zu beobachten und versuchen zu begreifen wie die Natur und die Welt funktioniert, hat mich schon immer brennend interessiert.

Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Materialwissenschaften und Werkstofftechnik

Mein Vorbild ist:
Marie Curie – als Frau in der damaligen Zeit auszuwandern, um zu studieren und dann auch noch als junge Mutter weiter zu forschen und zu lehren ist bemerkenswert und daher ist/war sie stets ein großes Vorbild für mich.

Was ich gerne erfinden würde:
Ein Modell das absolute Chancengleichheit gewährleistet, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft und sonstigen eventuellen Diskriminierungsgründen. Weltweit.

Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt … 
… dann werden in Technik, Wissenschaft und Fortschritt endlich auch Aspekte aus weiblicher Sicht mitberücksichtigt, die aktuell noch immer vernachlässigt werden. Man denke nur an Crash Tests, die bis vor kurzem nur mit ausschließlich männlichen Dummies durchgeführt wurden. Ein weiteres Beispiel sind Genderaspekte bei Medikamenten, die oftmals in der Einführungsphase noch immer überwiegend an Männern getestet werden.

Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
… dann wird Vielfalt und Inklusion gefördert – zwei nachweisliche Faktoren, die dazu beitragen können, den wirtschaftlichen Erfolg zu steigern. Die daraus entstehende Vorbildfunktion fördert den Mut junger Frauen und Mädchen ebenso in die Fußstapfen erfolgreicher Frauen zu treten. Eine vielfältige Führungsebene kann die Innovationsfähigkeit steigern, da durch verschiedene Denkweisen und Erfahrungen neue Ideen und Lösungen gefunden werden können.

Was verbinden Sie mit Innovation: 
Mut, Kreativität, Freiheit

Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Forschungsförderung ist ein wichtiger Motor für soziale, wissenschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung. Sie fördert Innovation und Bildung und ist daher essenziell, um weiterhin zukunftsfähig zu sein.

Meine Leseempfehlung lautet:
Selbstreflexion und Empathie sind gerade in der heutigen Zeit wichtige Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung. Der Linzer Professor Dr. Klaus Zapotoczky hat dazu ein lesenswertes Buch geschrieben: „Wer bin ich eigentlich? – Versuch einer Reflexion der Lebensgestaltung“

Silvia Huber
DIin Dr.in techn. Silvia Huber

Industrial Engineering Managerin

Frauscher Sensortechnik GmbH

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Letzte Aktualisierung: 22.11.2023